Panorama-Radwege vom Bergischen ins Sauerland

Ein Artikel im Rad-Anzeiger 1/2012 des ADFC Leverkusen
 

Radfahren auf alten Bahntrassen zwischen Rhein, Ruhr und Sieg: Zurzeit entsteht ein hochwertiges Netz aus vier Panorama-Radwegen, das Radlern einen radtouristisch nahezu brachliegenden Landstrich erschließt.

Seit meinem ersten Artikel "Radwandern auf stillgelegten Eisenbahntrassen" im Rad-Anzeiger 1/2003 hat sich eine Menge getan: Bahntrassenwege haben sind bundes-, ja europaweit, zu einem regelrechten Boom entwickelt. Auf vielen dieser Wege wird rasch deutlich, in welchem Maße sie neuen Radverkehr generieren können - im Freizeit- wie im Alltagsverkehr. Anzahl und Länge der Bahntrassenwege in Deutschland lassen sich inzwischen recht zuverlässig abschätzen: Bei über 550 erfassten Wegen kommen bezogen auf die tatsächlich auf den alten Bahnstrecken verlaufenden Abschnitte mehr als 4.100 km zusammen.

Eine noch recht junge Entwicklung ist die Vernetzung zunächst isolierter Wege zu raumgreifenden Strukturen wie z. B. im Ruhrgebiet oder beim Venn- und Westeifelbahnsystem. Um so spannender, dass so etwas gerade auch hier im Bergischen passiert. Unter der Dachmarke Panorama-Radwege werden bis voraussichtlich 2013/14 vier Radrouten entstehen, die den radtouristisch weißen Fleck zwischen Rhein, Ruhr und Sieg ausfüllen. Der mit 130 km längste Bergische Panorama-Radweg schlänget sich von Hattingen an der Ruhr durch das Bergische Städtedreieck und das Oberbergische bis nach Olpe und trifft dort auf den über 100 km langen in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Ruhr-Sieg-Radweg von Meschede bis Kirchen (Sieg). Der Bergische Panorama-Radweg wird im westlichen Teil durch den PanoramaRadweg niederbergbahn und die Balkantrasse in der Region verankert. Vor dem Hintergrund dieses Konzepts wird deutlich, welche Wichtigkeit dem vom Förderverein Balkantrasse in Leverkusen betriebenen Lückenschluss zur Anbindung an den Rhein zukommt.

Übersichtskarte: Die Panorama-Radwege als fehlendes Puzzlestück
im Radroutennetz Nordrhein-Westfalens



Das Gesamtnetz der Panorama-Radwege hat eine Länge von mehr als 300 km bei einem Bahntrassenanteil von über 55 %. Es zeichnet sich durch eine gute Erreichbarkeit zahlreicher Einstiegspunkte mit der Bahn aus. Die Endpunkte an Rhein, Ruhr und Sieg liegen außerdem an überregionalen Radfernwegen, sodass sich eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten und Rundkursen ergibt. Durch den hohen Bahntrassenanteil und zahlreiche einbezogene frühere Bahntunnel und Viadukte wird die Topographie des Bergischen so entschärft, dass es für breite Zielgruppen interessant wird. Nur an wenigen Stellen lassen sich starke Steigungen nicht vermeiden. Im Falle des Aufstiegs von der Wupper nach Schloss Burg kann aber bald durch eine Radmitnahme bei der Seilbahn eine Alternative angeboten werden, die dann zusammen mit der in unmittelbarer Nähe gelegenen Schwebefähre am Brückenpark Müngsten zu den nicht ganz alltäglichen Fortbewegungsmitteln zählen dürfte.

Rückblick: Von der Vision zur Wirklichkeit

Die ersten Ansätze einer Vernetzung zu einem "Bergischen Trassenverbund" gingen 2007 von den drei Bahntrassenwegen der Regionale 2006 Trasse des Werkzeug, Korkenziehertrasse und Sambatrasse in Remscheid, Solingen und Wuppertal aus, die um die Wuppertaler Nordbahntrasse und eine Anbindung über die Hattinger Kohlenbahn an die Ruhr erweitert werden sollten. In der Folge eines Gedankenaustauschs bei der Bergischen Entwicklungsagentur (BEA) in Solingen kam es Ende 2007 zur Gründung eines ehrenamtlichen Arbeitskreises, in dem dieses Konzept weiterentwickelt wurde. Mitglieder sind u. a. Vertreter des ADFC Wuppertal, der BEA sowie Verkehrsplaner aus dem Bergischen Städtedreieck, aber auch die Erfahrungen aus www.bahntrassenradeln.de konnten hier fruchtbar einfließen.

Ein wichtiger Leitgedanke im Hinblick auf eine optimale touristische Vermarktbarkeit ist eine Streckenlänge von über 100 km, ab der gemäß ADFC-Kriterien eine Zertifizierung als Radfernweg erfolgen kann. Damit kamen Bahntrassen im Umfeld ins Spiel, die im Rahmen des Landesprogramms Alleenradwege eine Wiederbelebung als Radverbindungen erleben würden. Es sollte sich zudem als Glücksfall erweisen, dass unsere erste Vision mit dem Arbeitstitel Ruhr-Sieg-Radweg bei der offiziellen Auftaktveranstaltung des Programms im Juni 2008 kurz vorgestellt wurde: Ein Jahr später stand nach der Zusammenführung zweier Ideen das Grundgerüst eines Wegeverbunds vom Bergischen ins Sauerland, das in einem weiteren Schritt um die Alleenradwege auf Niederbergbahn und Balkantrasse komplettiert wurde.

Mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen Bergischer Entwicklungsagentur, Kreis Mettmann, Naturarena Bergisches Land, Ruhr Tourismus und Sauerland-Tourismus im Juni 2011 liegen Umsetzung und Vermarktung des Verbunds der Panorama-Radwege jetzt in professionellen Händen.



Neu: Übersichtskarte Panorama-Radwege (pdf, 6,7 MB; Mai 2013)

Das Netz wird greifbar

Als erster Weg konnte im Juli 2011 der PanoramaRadweg niederbergbahn von Essen-Kettwig nach Haan bzw. Wuppertal-Vohwinkel unter einem beachtlichen öffentlichen Interesse eingeweiht werden: Schätzungen sprechen von 10.000 Gästen am Eröffnungstag. Auch andernorts greifen zurzeit Landräte und Bürgermeister des Öfteren zur Schere: Allein 2011 wurden im Verbund insgesamt rund 40 km Bahntrassenwege baulich fertig gestellt, darunter der zweite Bauabschnitt des Alleenradwegs Wasserquintett zwischen Wipperfürth und Marienheide. Im Laufe des Jahres 2012 folgen dann der dritte Abschnitt des Wasserquintetts, die Balkantrasse Burscheid – Lennep und im Sauerland der Alleenradweg Eslohe – Wennemen sowie der Wegeringhausener Tunnel bei Drolshagen. Und selbst bei dem zwischenzeitlichen Problemkind Wuppertaler Nordbahntrasse geht es wieder voran.

Damit fügen sich langsam viele Bausteine zu einem Ganzen zusammen. Bausteine, von denen es einige wie die Solinger Bergbahntrasse oder den Lückenschluss auf der Korkenziehertrasse in Haan ohne die Vision im Hintergrund vermutlich noch nicht geben würde. Mit den in diesem Jahr zur Eröffnung anstehenden Abschnitten schreitet die Vernetzung so weit fort, dass abgesehen vom Nordteil des Bergischen Panorama-Radwegs wesentliche Teile des Verbunds bereits vor der Beschilderung funktionieren und nur an wenigen Stellen vom eigentlich vorgesehenen Verlauf abgewichen werden muss, an denen Trassen im Sinne einer Routenoptimierung erst später genutzt werden können. Damit steht das Bergische unmittelbar vor einer sehr erfolgsversprechenden radtouristischen Erschließung – mit der Balkantrasse als wichtigstem Einstiegspunkt vom Großraum Köln/Bonn.


Alleenradwege in Nordrhein-Westfalen
Statt nicht mehr benötigte Eisenbahnstrecken nach dem Abbau der Gleise einfach sich selbst zu überlassen und die mit großem Aufwand erstellten Bauwerke dem Verfall preis zu geben werden heute viele Strecken zu Radwegen ausgebaut und so einer sinnvollen neuen Nutzung zugeführt. In Nordrhein-Westfalen wird dies mit dem Landesprogramm "Alleenradwege" systematisch gefördert. Die meisten Neubaumaßnahmen im Panorama-Verbund, wie die Balkantrasse oder der Weg im Wasserquintett sind Teil dieses Landesprogramms.



> www.panorama-radwege.bahntrassenradeln.de
> www.panorama-radwege.de
> www.balkantrasse.de



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